Spielend miteinander ins Gespräch kommen
Da kiekste! Da hörste!

Diese beiden ganz besondere Projekte durfte ich Anfang des Jahres für die Berliner Humboldt Bibliothek (Stadtbibliothe Reinikendorf) umsetzen.
Seit einigen Jahren beobachte ich mit großer Freude die Entwicklung von Bibliotheken zu Dritten Orten.
Bereits einige Male durfte ich Projekte für Bibliotheken umsetzen.
In Bibliotheken gibt es mittlerweile nicht nur Lesungen und das tolle Format Bibliothek-der-Dinge, sondern auch Workshops, Spielenachmittage … und das Angebot Bib to go. Das Angebot Bib to go umfasst bereits mehrere Mediensammlungen, die, thematisch zusammengefasst und in einer großen Tasche verpackt, ausgeliehen werden können.
Es gibt z.B. Sprachförder- , Umweltbildungs- und MINTangebote. Bisher waren Kinder die Zielgruppe.
Mein Auftrag war es Anfang 2025, zwei Medientaschen für Erwachsene zusammenzustellen.
- Gedacht sind beide Thementaschen für An- und Zugehörige, Ehrenamtliche oder Pflegefachkräfte, die ältere Erwachsene besuchen und sich neue Impulse wünschen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
- Aus mehreren Themenvorschlägen wurde diese beiden ausgewählt:
Da kiekste: Aufwachsen in Berlin
Da hörste: Musik! - Enthalten sind jeweils ausgewählte Buchtitel, Postkarten und mehrere Spiele mit einfachem Zugang.
- Erklärkarten mit Kurzanleitungen und Praxisvorschlägen helfen, den Einstieg in das Material zu finden und den Einsatz flexibel zu gestalten.
- Darüber hinaus ist sind 2 iPads enthalten, auf denen bereits mehrere Apps installiert sind.
- In der Thementasche zum Aufwachsen in Berlin ist auch eine mehrteilige Karte des Bezirks Reinickendorf enthalten (inklusive Anwendungstipps).
- Auch Musik mit Bezug zu Berlin ist auf den iPads zu finden. Die Nutzung wird über die Freegallmusic App möglich (Eine Musikapp für öffentliche Bibliotheken, an die die Berliner Bibliotheken angeschlossen sind).
- Neu entwickelt habe ich zwei Kartensets mit Impulsfragen, die auf das Material abgestimmt sind.
Alle Texte sind mit dem Team der Bibliothek abgestimmt, die grafische Umsetzung habe ich entsprechend der Gestaltungsvorgaben erstellt, dabei die Berlin Type genutzt ... und die Produktion der kleinen Auflage in Auftrag gegeben.
Es ist so toll, dass der Digitaldruck kleine Auflagen in sehr guter Qualität ermöglicht!
Was ich besonders daran mag
-
- die Idee der Thementaschen inklusive der kurz gefassten Anwendungstipps.
- das Einbeziehen unterschiedlicher Medien (Bücher, Spiele, iPad).
- Impulsfragen sind eines meiner Lieblingswerkzeuge, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Impuls- und Entweder-oder-Fragen habe ich übrigens auch - gemeinsam mit Katja Günther - für das Workshopkonzept Das Impostor-Phänomen: Und wie hoch stapelst du? entwickelt und bereits mehrfach eingesetzt - zuletzt in der Arbeit mit Juristinnen.
Sie möchten, dass ich ein orts- oder themengebundenes Kartenset oder Spiel für Sie umsetze?
Dann lassen Sie uns ins Gespräch kommen!
Sidefacts
Meine Favoriten aus den beiden Thementaschen
- Ich bin nicht in Berlin geboren und so war es doppelt spannend, nach Fotobänden zu suchen, die Gesprächsanlässe zum Aufwachsen in Berlin bieten, z.B.:
Kindheit in der großen Stadt, Frauke Berting (Hrsg.), Edition Braus 2018.
Wie es beim Beschäftigen mit Themen immer so ist, es tauchen Namen immer wieder auf.
Im Zusammenhang mit Fotos aus dem Berlin um die Jahre 1900-1945 ist es z.B. der Name Willy Römer. - Ick hau’ Dir uff’n Kopp bis de Läuse piepen – Berliner geflügelte Worte
Eine Sammlung Berliner Worte und Redensarten. Ursprünglich herausgegebenen von Paul Lindenberg 1887, Favoritenpresse 2021
Aktuelle Illustrationen: Jakob Hinrichs - Klang2
Deine akustische Spielesammlung. Von Sebastian Oberlin & Adrian Rennertz, Verlag: Oberlin & Rennertz GmbH 2022 - Einer der Punkte, die ich an neuen Projekten besonders mag ist es, zu recherchieren, neue Dinge entdecken, zu lernen und mich in die Bedürfnisse der Zielgruppe zu versetzen.
Darum ist in der einen Tasche auch ein Mensch-ärgere-dich-nicht Spiel enthalten - in der Berlin Version.
Auch bei diesem Projekt hat meine Recherche das Thema Einsamkeit gestreift - ich verfolge die Diskussionen darüber, was wir als Gesellschaft aktiv tun können, um Begegnungen zu ermöglichen und finde, das Spiel als Methode hat dort einen wichtigen Platz.
Auch das Kompetenznetzwerk Einsamkeit hat Spiele als Methode für Begegnungen 2025 in den Mittelpunkt gestellt.
More in Common e.V. arbeitet zum Thema Begegnungen und hat ein sehr lesenswertes Magazin herausgegeben.
Die Eckdaten
Da kiekste!
Ein Kartenset mit Impulsen für gute Gespräche rund um das Leben in Berlin von Anja Wrede
Herausgeberin: Stadtbibliothek Reinikendorf
Da hörste!
Ein Kartenset mit Impulsen für gute Gespräche rund um das Thema Musik von Anja Wrede
Herausgeberin: Stadtbibliothek Reinikendorf
Ein TV Moment

Neulich war ein Fernsehteam vom rbb mit Beate Bossdorf bei mir, für einen Beitrag in der Sendung DER TAG in Berlin und Brandenburg.
Ach du Schreck, dachte ich bei der Anfrage per Telefon.
Und blickte mich mit Besucherinnenaugen in meinem Werkstattatelier um.
So ein TV Moment ist toll, macht aber auch viel Arbeit:
- Was muss versteckt werden, weil beruflich geheim, was, weil zu privat?
- Was beiseite oder komplett beseitigt, weil blöd fürs Bild oder sowieso überflüssig?
- Welche Datei zeige ich, wenn sie Aufnahmen von mir am Computer wollen?
- Welche Prototypen habe ich noch hier und kann die Umsetzung als Spiel zeigen?
- Welche Hintergrundgeschichten zu Spielen sind lustig (Beim Spiel ZOGEN wurden aus Kühen im Protoypen Bazillen in der Umsetzung bei OINK)?
- Welche Geschichte ist vielleicht spannend (Mein Spiel KARLA KUCHENFEE wurde fies plagiiert)?
- Welche Spiele eignen sich zum fix vor der Kamera spielen (PACKESEL, eines der Pocketgames)?
- Was ziehe ich an (Hilfe!!!!)?
Kurzum: Das Team war da, es war toll. Wir haben gesprochen, gespielt und gedreht.
Einige der Challenges an mich und die Anzahl der Drehversuche:
- Kannst du uns was Schnelles zeichnen (3 Versuche)?
- Kannst du mit einem Stapel Spiele auf den Armen ins Zimmer kommen (2 Versuche)?
- Kannst du was Sichtbares am Computer machen (2 Versuche)?
- Hast du noch was mit mehr Action (Ein Griff ins Regal )?
- Hast du noch ein Spiel mit Spielplan und Würfel, für einen Stopptrick (Zuerst ein Grriff ins Regal, dann ein Griff zum Staubtuch)?
Challenge accepted!
- Das Zeichnen wurde der Frosch mit einem Spruch drunter.
Nicht zu sehen, aber superwichtig:
Mit Bleistift habe ich mir Eckpunkte auf das Papier gezeichnet, damit ich im Kameraausschnitt bleibe.
Beschnittmarken und Sicherheitsabstände kenne ich na klar aus meiner Arbeit als Illustratorin und Texterin. - Der Spielestapel war kein Problem.
- Für die Computerfrage war ich vorbereitet, ich habe eine Datei mit Karten aufgemacht, die ich gerade für eine Überarbeitung von KARLA KUCHENFEE gezeichnet habe (für den neuen Prototypen). Ich bin gerade auf der Suche nach einem neuen Verlag für die deutsche Ausgabe des Spiels.
- Mehr Action: Ich zog die VERRÜCKTE GESIERSTUNDE aus dem Regal.
- Für den Spielplanwunsch musste ich laaaange überlegen, ich habe sehr wenige Spiele mit Spielplan gemacht, irgendwie ist das nicht mein Format.
Dann habe ich das Spiel BRUMMIRENNEN oben vom Regal gezogen.
Das Spiel war vor gut 20 Jahren (!!!) bei HEROS, einem Holzspielzeughersteller, im Programm:
Spielplan + 3 D, TV Moment, Stopptrick geeignet, na bitte: Kleine Laster werden mit Holzklötzchen beladen und über den Spielplan zu Baustellen gefahren.
Nach 3 Stunden war es geschafft!
Der Beitrag wurde am 24.04.2024 im Format DER TAG in Berlin und Brandenburg ausgestrahlt und ist nun in der ARD Mediathek verfügbar.
Hier ist der direkte link zum Beitrag (bis zum 24.4.2026).
Bericht: Beate Bossdorf
Kamera: Marc Brandwein
Schnitt: Dennis Engelmann
Sidefact
Der TV Moment ist auch beim Spiele entwickeln ein Thema:
Spieleverlage mit Fernsehspotbudget schauen sich Spielkonzepte auch darauf hin an, ob das Spiel in einen Werbespot passt und dort sofortige optische Wirkung zeigt.
Die VERRÜCKTE GEISTERSTUNDE hat so einen TV Moment, und auch DRAGI DRACHE. Und auch das sehr sehr kleine Spiel PACKESEL aus der Pocketgame Reihe.
Alle drei Spiele habe ich gemeinsam mit Christoph Cantzler entwickelt.
Das Handbuch Brettspiele

Das Handbuch Brettspiele, herausgegebenen von Jürgen Karla und Christoph Post, erschienen bei Springer ist da!
Die Printform folgt im Juni 2024, online sind die meisten Beiträge schon jetzt abrufbar.
Es umfasst viele Themen rund um den Bereich Brettspiele, z.B.:
- Die Branche selbst mit Autor:innen, Verlagen, Messen, Auszeichnungen
- All das, was von der Idee bis zur Vermarktung passiert
- Hintergrundinfos zu Themen wie Spielentwicklung, Produktentwicklung, Materialeinkauf, Marketing …
Mit dabei u.a. auch Christina Valentiner Branth, die Inhaberin der Brettspielakademie.
Christina Valentiner-Branths Beitrag:
Die können ja gar nicht würfeln – Brettspielkompetent in pädagogischen Einrichtungen
Setzt einen ähnlichen Fokus wie mein Beitrag:
Zur Entwicklung von Kinderspielen aus pädagogischer Perspektive
Mein ursprünglichen Titel: Warum sind die Kleinen beim Memory® ganz groß? ... hat das Lektorat leider nicht überlebt. >Vielen Dank an Jürgen Karla und Christoph Post für die gute Prozessbegleitung- ich habe großen Respekt vor der Herausgeberschaft bei einem so umfangreichen buch, vor allem auch, weil alle Autor:innen die Beiträge neben dem normalen Arbeitsalltag geschrieben haben.
Hier beschreiben Sie, wie das Projekt entstanden ist.
Darum geht es in meinem Beitrag
Anhand von Beispielen aus meiner Praxis beschreibe ich, was bei der Entwicklung von Kinderspiele für Kinder im KITAalter zu beachten ist.
Als Spielbeispiele ziehe ich KARLA KUCHENFEE, GÄNSEMARSCH und DER LÖWE AUF DER SCHLANGE aber auch MEMORY®, LOTTI KAROTTI, OBSTGARTEN und MOGELMOTTE sind Thema.
Doch auch um Theorie geht es – ich beschreibe, welche kognitiven und emotionalen Fähigkeiten Kinder ungefähr wann lernen und wo Bezüge zum Umgang mit Spielen hergestellt werden können.
Nicht zuletzt gibt es eine Checkliste mit Eckpunkten, die bei der Analyse von Kinderspiele und der Alterszuordnung unterstützen kann.
Hier kann der Beitrag direkt heruntergeladen werden.
Sidefact
Bei dem Projekt habe ich einmal wieder gemerkt, wie schwierig wissenschaftliches Schreiben ist - vieles dessen, was ich tue, beruht auf Hintergrundwissen und eben meiner Alltagserfahrung aus der Praxis. Bei normalen Sach- oder Fachtexten oder auch Vorträgen lese ich auch viel - aber es ist eben nicht nötig, zu belegen warum ich A,B und C als Information oder Tipp weitergebe oder D,E oder F als Lösung gefunden habe.
Hut ab vor allen, die in der Forschung arbeiten.
Im Spiel- und Spielzeugbereich sind das z.B. Wiebke Waburg und Volker Mehringer.
Gemeinsam haben die beiden das Buch Spielzeug, Spiele und Spielen herausgegeben, das wie auch das Handbuch Brettspiele bei Springer Link erschienen ist.
Ein weiterer Band ist für 2025 in Vorbereitung.
Die Eckdaten
Handbuch Brettspiele
Tätigkeiten und Akteure in der Brettspielbranche
Herausgegeben von Jürgen Karla und Christoph Post.
Verlag: Springer
Hier können einzelne Beiträge oder das ganze Buch heruntergeladen oder bestellt werden.